Allergologie, Berufs- und Umweltdermatologie

In unserer Abteilung für Allergologie werden Allergien vom so genannten Soforttyp (Heuschnupfen, allergisches Asthma bronchiale, Insektengiftallergie) sowie vom Spättyp (Kontaktekzeme) und seltene Allergieformen diagnostiziert und behandelt. Wir führen zudem Desensibilisierungsverfahren durch. Auch häufig nicht allergisch bedingte Unverträglichkeitsreaktionen wie Nesselsucht (Urtikaria) oder das Angioödem sowie Reaktionen nach Arznei- oder Lebensmitteln werden abgeklärt.

Prof. Dr. Heinrich Dickel

Oberarzt

Dermatologie, Venerologie und Allergologie

0234/509-3422

Schwerpunkte

  • Allergisches Kontaktekzem
  • Atopische Dermatitis (atopisches Ekzem, Neurodermitis)
  • Allergischer Fließschnupfen (Heuschnupfen, Pollinosis, Rhinitis allergica saisonalis/perennialis) und allergische Bindehautentzündung (Conjunctivitis allergica)
  • Allergisches Asthma bronchiale
  • Nesselsucht (Nesselfieber, Urtikaria) und Angioödem (Quincke-Ödem)
  • Nahrungsmittelallergie und -unverträglichkeit
  • Arzneimittelallergie und -unverträglichkeit (z.B. gegen Antibiotika, Schmerzmittel, örtliche Betäubungsmittel, Narkosemittel, Kontrastmittel)
  • Insektengiftallergie

Allergische Kontaktekzeme sind sogenannte Allergien vom Spättyp. Wenn der Körper einen Stoff als fremd erkannt hat, z.B. Nickel, und ein erneuter Kontakt mit dieser Substanz („Allergen”) zustande kommt, so kommt es im Allgemeinen je nach Ausprägungsgrad der Sensibilisierung nach einigen Stunden bis Tagen zu Hautreaktionen. Die Hautveränderungen durchlaufen dabei verschiedene Stadien von Rötung, Schwellung, Bläschen oder Blasenbildung, zum Teil Nässen und letztlich Krusten- und Schuppenbildung. Die Auslöser finden sich meist in der häuslichen oder beruflichen Umgebung des Betroffenen.

Die atopische Dermatitis ist eine entzündliche Hauterkrankung, die typischerweise mit starker Trockenheit der Haut und ausgeprägtem Juckreiz einhergeht. Die meisten Patienten entwickeln bereits in der Kindheit diese Hautveränderungen. Die Erkrankung verläuft schubweise und hat ein individuelles, vom Lebensalter abhängiges Erscheinungsbild. Die Basis der Krankheit bildet eine angeborene Veranlagung, die Atopie genannt wird. Atopiker neigen zur Entwicklung von Überempfindlichkeitsreaktionen von Haut und Schleimhaut. An den Schleimhäuten kann dies zu Bindehautentzündung der Augen, Heuschnupfen oder zum allergischen Asthma führen. In ihrem Verlauf wird die atopische Dermatitis durch viele Faktoren beeinflusst wie Infekte, Umweltstoffe (Allergene/Pseudoallergene), klimatische Faktoren oder psychische Einflüsse.

Die Überempfindlichkeit der Schleimhäute spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung des allergischen Fließschnupfens oder der allergischen Bindehautentzündung. Der Kontakt der Augen oder Nase mit Umweltstoffen (u.a. Allergene von Pollen oder Pilzsporen, Tier- oder Hausstaubmilbenallergene) führt zu einer laufenden oder „verstopften” Nase bzw. Niessattacken und/oder zu tränenden geröteten, juckenden Augen. Der Patient kann gegenüber einem oder mehreren spezifischen Allergenen „sensibilisiert” sein.

Das allergische Asthma ist eine anfallartige Verengung der Atemwege, die zu Husten, Engegefühl, Kurzatmigkeit oder Atemnot führt. Der Anfall wird bei Patienten mit einer anlagebedingten überempfindlich reagierenden Bronchialschleimhaut und glatten Muskulatur der Lunge durch eingeatmete Umweltstoffe (Allergene) ausgelöst. Zu diesen Allergenen gehören auch die Stoffe, die den allergischen Fließschnupfen und/oder die allergische Bindehautentzündung auslösen.

Die Nesselsucht ist gekennzeichnet durch einen gleichförmigen Ausschlag aus Quaddeln (umschriebene, z.T. in verschiedenen Figuren angeordnete Schwellungen der oberen Haut), der mehr oder weniger große Flächen der gesamten Körperhaut einnehmen kann. Im Allgemeinen verschwinden diese Quaddeln nach wenigen Stunden. Es kann jedoch auch mit tiefen Schwellungen der Unterhaut (Angioödem) an bevorzugten Stellen (Augengegend, Lippen, übriges Gesicht, genital u.a. Lokalisationen) einhergehen. Schlimmstenfalls sind diese Schwellungen am Kehlkopf bzw. dem Schlund lokalisiert und können mit Erstickungssymptomen einhergehen bzw. es kann gleichzeitig ein Asthma-Anfall bzw. ein Kreislaufschock auftreten. Auslöser der Nesselsucht können bestehende Entzündungsherde im Körper, physikalisch-chemische Faktoren wie Druck, Wärme/Kälte, Licht, Wasser, körperliche Anstrengung usw. sein. Weitere Auslöser sind echte Allergene oder auch Pseudo-Allergene (z.B. Medikamente).

Die Beschwerden, die mit Nahrungsmittelallergien oder -unverträglichkeitsreaktionen einhergehen können, sind vielfältig: Sie reichen von Übelkeit, Erbrechen, kolikartigen Bauchschmerzen, Durchfällen über Nesselsucht und Niesattacken, Asthmaanfällen bis hin zum Kreislaufschock oder zu Gelenkbeschwerden und Gefäßentzündungen. Auch allergische Kontaktekzeme können durch Nahrungsmittelallergene ausgelöst oder verstärkt werden ebenso wie die atopische Dermatitis oder lichtabhängige Reaktionen. Abzugrenzen gegenüber echten Nahrungsmittelallergien sind andere Ursachen für die Unverträglichkeitsreaktionen wie u.a. Nahrungsmittelvergiftungen oder angeborene oder erworbene Enzymdefekte (z.B. Laktoseintoleranz). Die Diagnosestellung erfolgt in Stufen. Sie beinhaltet Haut- und Bluttests, Diätmaßnahmen und Provokationstestungen.

Echte Arzneimittelallergien entstehen unter Beteiligung des Immunsystems und werden durch Mitwirkung von Antikörpern ausgelöst. Davon abzugrenzen sind sog. Pseudoallergien, die gleichartige Beschwerdebilder hervorrufen können, jedoch ohne Antikörperbeteiligung ablaufen. Darüber hinaus gibt es andere Formen der Unverträglichkeitsreaktionen von Arzneistoffen z.B. toxische Effekte (etwa bei Überdosierung eines Medikamentes), pharmakologische unerwünschte Wirkungen (durch spezielle Eigenschaften eines Medikamentes hervorgerufen). Die Beschwerdebilder können sehr vielfältig sein, angefangen von Hauterscheinungen wie Nesselsucht, Ekzemen, tiefen Schwellungen einzelner Körperteile (Lippen, Genitale), mit Beteiligung der oberen oder tiefen Atemwege (Fließschnupfen, Atemnot), mit Beteiligung des Magen-Darm-Traktes oder mit Kreislaufreaktionen. Zum Teil müssen u.a. Arzneimittelzusatzstoffe, Farbstoffe oder Konservierungsmittel als Auslöser in Betracht gezogen werden.
Die Diagnosestellung ist sehr umfangreich und beinhaltet die sorgfältige Erhebung der Vorgeschichte, sowie Hauttestungen, Bluttestungen und sog. Expositionstestungen (nur während eines stationären Aufenthaltes – meist als Ausweichtestungen mit Alternativmedikamenten, die dann als verträglich empfohlen werden können).

Unter einer Insektengiftallergie versteht man allergische Reaktionen auf Insektengifte. Nur wenige stechende Insekten können beim Menschen eine Allergie auslösen: in Deutschland sind es Bienen, Wespen, Hummeln und Hornissen. Hummeln und Hornissen stechen relativ selten und sind kaum von Bedeutung. Treten nach einem Bienen-, Wespen-, Hummel- oder Hornissenstich Beschwerden auf, die über eine kurzfristige Schwellung und Rötung hinausgehen, sollte auf alle Fälle ein Facharzt für Allergologie aufgesucht werden. Er kann einfach und präzise eine Insektenstichallergie erkennen und die für Sie richtige Behandlung auswählen. Meist wird die spezifische Immuntherapie (in der Regel über drei bis fünf Jahre), auch Hyposensibilisierung genannt, durchgeführt.

Berufsdermatologische Ambulanz

Behandelt werden beruflich verursachte Haut- und Schleimhauterkrankungen einschließlich beruflich verursachter Hautkrebs.

Gutachten-Sprechstunde

Im Auftrag der gesetzlichen Unfallversicherung, von Sozial- und Landessozialgerichten sowie der Deutschen Rentenversicherung Bund werden dermatologisch-allergologische Zusammenhangsgutachten erstellt.

Hautarztverfahren (HAV)

Das Hautarztverfahren bietet eine gemeinsame Grundlage für Ärzte und Unfallversicherungsträger schnell und effektiv geeignete Maßnahmen zu ergreifen, einer Berufskrankheit vorzubeugen und Betroffenen zu ermöglichen, die berufliche Tätigkeit fortzusetzen. Das Hautarztverfahren wird eingeleitet, wenn bei krankhaften Hautveränderungen die Möglichkeit besteht, dass durch eine berufliche Tätigkeit eine Hauterkrankung entsteht, wiederauflebt oder sich verschlimmert. Der Hautarzt ist berechtigt, im Rahmen der Erstattung des Hautarztberichtes diagnostische Maßnahmen durchzuführen, die zur Klärung des Ursachenzusammenhanges zwischen der Hauterkrankung und der beruflichen Tätigkeit erforderlich sind. Mit Erteilung des Behandlungsauftrages durch den Unfallversicherungsträger kann eine regelmäßige ambulante Behandlung (allgemeine oder besondere Heilbehandlung) durchgeführt werden.

PräventionsWorkshop Haut (PWH)

Die Teilnahme am PWH richtet sich an Versicherte der gesetzlichen Unfallversicherungsträger, die im Zusammenhang mit der Ausübung ihrer Berufstätigkeit eine Hauterkrankung an den Händen entwickelt haben (sekundäre Individual-Prävention bei berufsbedingten Hauterkrankungen). In diesem zweitägigen Workshop werden die Versicherten intensiv durch ein Kernteam aus Hautärzten, einer Gesundheitspädagogin und einem Gesundheitspsychologen betreut.

Ziele des Workshops sind:

  • Erarbeitung allgemeiner Zusammenhänge zwischen berufsbedingter Hauterkrankung und möglichen zu ergreifenden Maßnahmen
  • Individuelle Beratung und Betreuung bezüglich der Ausstattung und des richtigen Umgangs mit der persönlichen Schutzausrüstung am Arbeitsplatz
  • Aufdeckung des Zusammenspiels von beruflichen und privaten Risikofaktoren für die Entstehung einer beruflich bedingten Hauterkrankung
  • Erarbeitung von Bewältigungsstrategien im Umgang mit Stress oder Selbstwahrnehmung

Im Rahmen einer gründlichen dermatologischen Untersuchung wird für die Versicherten ein persönliches Therapiekonzept erstellt und es erfolgt eine individuelle Beratung in der Auswahl von Hautschutz-, Reinigungs- und Pflegeprodukten.

Drei Monate nach der Teilnahme an dem Workshop werden die Versicherten erneut an einem Tag zu einem dermatologischen Untersuchungsgespräch eingeladen, um den Erfolg der Umsetzung der Therapie- und Hautschutzmaßnahmen festzuhalten.

Teilstationäres Heilverfahren bei Berufsdermatosen (THB)

Bei schweren, chronischen und therapieresistenten berufsbedingten Hauterkrankungen kann auf der Ebene der tertiären Individual-Prävention ein teilstationäres Heilverfahren bei Berufsdermatosen durchgeführt werden. Die Maßnahme beinhaltet eine dreiwöchige teilstationäre Behandlung einschließlich intensivierter gesundheitspädagogischer Schulungen und eine in der Regel dreiwöchige nachstationäre engmaschige ambulante Nachbehandlungsphase mit empfohlener Arbeitskarenz zur weiteren Stabilisierung des Hautbefundes. Im Rahmen der morgendlichen Visiten passen wir die Therapie täglich dem aktuellen Hautbefund an. Neben einer stadienadaptierten Lokaltherapie mit zahlreichen, vorzugsweise kortisonfreien Externa kommen Bestrahlungstherapien und Bäder zur Anwendung. Ausgewiesene Systemtherapien gehören bei schweren Verläufen mit zum Programm. Die Therapie erfolgt zweimal täglich in unserer vollständig ausgestatteten Bäderabteilung. Einzelfallbezogen führen wir eine am aktuellen wissenschaftlichen Stand orientierte ergänzende allergologische Diagnostik durch.