Hohe Dynamik in der Hautkrebs-Therapie

Etwa 20.000 Menschen erkranken jährlich in Deutschland an einem malignen Melanom, auch schwarzer Hautkrebs genannt. Erkennt man es rechtzeitig, so dass noch keine Metastasen entstanden sind, stehen die Chancen gut - der Tumor lässt sich leicht aus der Haut entfernen. Die Überlebensrate liegt bei über 90 Prozent. Dennoch gehört das maligne Melanom zu den bösartigsten Tumoren überhaupt und nimmt an Häufigkeit weiter zu. Wenn es sich im Körper ausbreitet und Metastasen bildet, sind die Perspektiven meist ungünstig.

Mit Etablierung der neuen zielgerichteten Therapien (BRAF- und MEK-Hemmer) sowie der Immuntherapie mit sog. Immune-Checkpoint-Blockern hat sich die Lage enorm verbessert. „Ermöglicht wurden diese neuen Behandlungen durch verfeinerte diagnostische Einblicke in die molekularen Eigenschaften von Tumorzellen, ihre Entstehungsmechanismen und Wachstumsvorgänge“, betont Prof. Thilo Gambichler, Leiter des Hauttumorzentrums im St. Josef-Hospital. „Die Medizin kann heute mit spezifischen Mitteln gegen bestimmte Tumormerkmale vorgehen oder das eigene Immunsystem für den Kampf gegen die Krebszellen ankurbeln.“ Mit 1100 neu behandelten Patienten pro Jahr gehört Bochum zu den größten Zentren seiner Art in Europa.

Beide Ansätze wirken beim malignen Melanom gut. BRAF- und MEK-Hemmer entfalten ihre Wirkung unmittelbar in den Krebszellen. Ihr gewünschter Effekt tritt meist rasch ein, 70 Prozent der Patienten sprechen auf die Behandlung an und zeigen einen Rückgang der Metastasen. Bei den Immune-Checkpoint-Blockern, deren Wirkung eher verzögert eintritt, liegen die Ansprechraten bei 40 bis 60 Prozent. Jedoch hält die Wirkung deutlich länger an als bei der zielgerichteter Therapie. 

Seit Einführung der neuen Therapien haben sich die Überlebensaussichten der Patienten mit metastasiertem Melanom, die früher oft nur wenige Monate umfassten, erheblich verbessert. Gibt der Arzt mehrere Präparate gleichzeitig, steigen die Gesamtüberlebensraten noch einmal deutlich. So sind bei einer Kombination von BRAF- und MEK-Hemmern nach zwei Jahren 50 bis 55 Prozent der Patienten noch am Leben, bei einer Kombination mehrerer Immune-Checkpoint-Blocker sogar 55 bis 65 Prozent. Während früher nur etwa jeder zehnte metastasierte Melanom-Patient länger als fünf Jahre überlebte, werden heute Überlebensraten von etwa 35 Prozent erzielt. „Das sind Quantensprünge“, betont Prof. Gambichler. 

Vermutlich können die Langzeitüberlebensdaten noch weiter verbessert werden, wenn die zielgerichteten Therapien mit Immune-Checkpoint-Blockern kombiniert werden. Hierzu finden erste klinische Studien statt, deren Ergebnisse in der Fachwelt mit Spannung erwartet werden. Außerdem sind diese Therapien nun teilweise auch für Hochrisikopatienten zugelassen worden, die nach Tumorentfernung karzinomfrei sind. 

Noch bleibt das maligne Melanom eine Krankheit, die tödlich enden kann. Auch wenn die neuen Medikamente sehr teuer sind, macht die Dynamik in der Hautkrebstherapie große Hoffnung. Krebsforscher verfügen nun über ein ganzes Arsenal von innovativen Medikamenten, die Melanome wirksam bekämpfen können. In Zukunft könnte dies dem Hautkrebs seinen Schrecken nehmen.