Bauchschlagader

Patienteninformation zur Erweiterung der Bauchschlagader (Aneurysma)

Unter Aneurysmen versteht man Erweiterungen von Schlagadern, die in allen Körperregionen auftreten können, überwiegend jedoch die Bauchschlagader unterhalb der Nierenschlagadern betreffen.

Die Hauptgefahr besteht in einem plötzlichen Platzen der Schlagader mit innerem Verbluten, jedoch kann es auch zur Bildung von Blutgerinnseln in der Erweiterung mit akuten Verschlüssen von Beinschlagadern durch Fortleiten der Gerinnsel in die Beine kommen.

Aneurysma der Bauchschlagader
Aneurysma der Bauchschlagader

Ursachen

Die meisten Aneurysmen werden durch Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose) hervorgerufen. Risikofaktoren dafür sind erhöhte Fettwerte, Bluthochdruck, Zucker (Diabetes mellitus), Rauchen, Übergewicht, mangelnde Bewegung und familiäre Belastung.

Beschwerdebild

Die meisten Aneurysmen machen zunächst keine Beschwerden. Durch Größenzunahme können örtliche Schmerzen, v.a. Rückenschmerzen entstehen. Manchmal bemerken die Patienten im Liegen ein stärkeres pulssynchrones Klopfen im Bauch.

Platzt die Bauchschlagader, wird dieses von starken Rücken- und Bauchschmerzen, Übelkeit und Kreislaufbeschwerden begleitet. Das Leben ist dann nur durch eine sofortige Operation zu retten.

Diagnosestellung

Neben der körperlichen Untersuchung kann vor allem eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes die Diagnose einer erweiterten Bauchschlagader sichern. Evtl. wird zusätzlich eine Computertomographie des Bauchraumes durchgeführt (CT).

Behandlung

Bei kleinen Aneurysmen mit einem Durchmesser von unter 5 cm kann in den meisten Fällen zunächst eine Überwachung mit vierteljährlichen jährlichen Ultraschalluntersuchungen erfolgen.

Bei einem Durchmesser über 5 cm steigt die Gefahr des Platzens der Schlagader erheblich an, so dass in den meisten Fällen dann zu einer Operation geraten wird.

Zunächst müssen jedoch begleitende Risiken von Seiten des Herz-Kreislaufsystems, der Lungen und Nieren abgeklärt werden.

Sollte für Sie eine offene Operation geplant sein werden wir prüfen, ob Sie für das moderne und besonders schonende "Fast Track" Verfahren in Frage kommen. In enger Zusammenarbeit zwischen Patient und Arzt versucht, durch :

  • Stressminimierung,
  • fehlende Nahrungskarenz,
  • sehr frühe intensive Mobilisation,
  • spezielle Schmerztherapie

für eine komplikationsarme und schnelle Erholungsphase zu sorgen, so dass Sie bereits innerhalb der ersten Woche nach der Operation wieder nach Hause können. Weitere Informationen erhalten Sie hier.

Für die Operation muss der Bauchraum in der Mittellinie vom Brust- bis zum Schambein eröffnet werden. Ober- und unterhalb der Aussackung wird das Gefäß ausgeklemmt, längs eröffnet und eine Kunststoffprothese als Gefäßersatz eingenäht Nach Freigabe des Blutstromes wird die ursprüngliche Gefäßwand zum Schutz um die Prothese gelegt.

Ist die Aussackung auf die Bauchschlagader begrenzt, kann eine Rohrprothese eingesetzt werden, sind die Beckenschlagadern mit betroffen, benutzt man eine sog. Y-Prothese mit Anschluss auf beide Becken- oder sogar Leistenschlagadern. Dann müssen zusätzlich Schnitte in beiden Leisten angelegt werden.

Bei Beteiligung der Nierenschlagadern sind zusätzlich Abzweigungen von Gefäßprothesen auf die Nierenschlagadern erforderlich.

Bei Patienten mit vielen Vorerkrankungen und damit deutlich erhöhtem Narkoserisiko steht als neues Verfahren die sog. "endoluminale Technik" als minimal invasiver Eingriff zur Verfügung. Der Eingriff ist in der Regel weniger belastend, jedoch ist eine engere Überwachung in der Folgezeit erforderlich und manchmal werden kleinere Folgeeingriffe Notwendig.

Bei diesem Verfahren wird über die Leistenschlagadern eine durch Draht verstärkte Prothese von Innen eingebracht, um die Gefäßwand zu stabilisieren. Der Eingriff ist in der Regel weniger belastend, jedoch ist eine engere Überwachung in der Folgezeit erforderlich und manchmal werden kleinere Folgeeingriffe notwendig.

 

 

Schematische Darstellung der endoluminalen Technik
Schematische Darstellung der endoluminalen Technik



Bei der Operation kann es - wie bei jeder anderen Operation auch - zu einer Verletzung der umgebenden Organe, Gefäße und Nerven kommen. Bei Männern können dadurch nach der Operation Erektionsstörungen auftreten.
Sollte sich einmal ein größerer Bluterguss entwickeln, müsste dieser ggf. in einer weiteren Operation entfernt werden.


Selten kann eine Entzündung im Wundbereich auftreten, möglicherweise unter Einbeziehung der Kunststoff-Prothese, so dass diese wieder entfernt werden müsste.


Ferner kann sich in der Schlagader ein Blutgerinnsel lösen, welches einen Gefäßverschluss im Bein oder in den Nieren auslösen könnte.


Ein Gerinnsel in den Beinvenen, eine sog. Beinvenenthrombose, welche zu einer Lungenembolie mit Verlegung der Blutbahnen in der Lunge führen kann, ist aufgrund der zusätzlich durchgeführten Blutverdünnung eher selten.

 

Nachbehandlung

Sie werden in der Regel zunächst für 24 Stunden auf der Intensivstation betreut, wo eine Kreislaufüberwachung und Wundkontrolle durchgeführt wird, ebenso wie eine künstliche Ernährung über die Venen und eine Ableitung des Magensaftes über eine Magensonde, um Übelkeit und Erbrechen zu vermeiden.

Sollte bei Ihnen das "Fast Track" Verfahren Anwendung finden, wird man auf die Anlage einer Magensonde verzichten können. Wichtig ist das Abhusten, um eine Lungenentzündung zu vermeiden. Dabei kann die Operationswunde durch Handauflegen gesichert werden.


Am Folgetag werden Sie in der Regel wieder auf Ihr Zimmer zurück können. Sie müssen mit Hilfe aufstehen, die Wunddrainagen werden entfernt und evtl. auch der Magenschlauch. Sobald das Verdauungssystem wieder arbeitet, dürfen Sie erst vorsichtig trinken und dann in den nächsten Tagen vermehrt wieder essen. Sofern die Wunden gut heilen und Sie sich wieder wohl fühlen, dürfen sie etwa acht bis zehn Tage nach der Operation wieder nach Hause.

In der ersten Zeit sollten Sie sich nicht zu viel belasten, ausgiebiges Spazierengehen fördert jedoch den Erholungsprozess. Sie sollten ca. drei Monate nicht mehr als fünf Kilo Gewicht heben, um einen Narbenbruch zu vermeiden.
Ferner sollten Sie ein Medikament einnehmen, welches die Verklebung der Blutplättchen verhindert (z.B. ASS, Plavix, Iscover). Einmal pro Jahr sollte eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes durchgeführt werden.

Sollte es zu Veränderungen und Schmerzhaftigkeit an der Wunde, Fieber, Übelkeit oder Gefühlsstörungen in den Beinen kommen, sollten Sie sofort Ihren Hausarzt informieren oder unsere Ambulanz aufsuchen.

Selbstverständlich stehen wir Ihnen auch jederzeit persönlich bei weiteren Fragen zur Verfügung.