Krampfadern (Varizen)

Patienteninformation zu Krampfader-OP

Krampfadern (Varizen) entstehen, wenn die Blutgefäße, die das Blut zum Herzen zurück transportieren (Venen), sich erweitern. Besonders häufig sind die oberflächlichen Venen der Beine betroffen. Damit die Venen das Blut auch im Stehen zum Herzen transportieren können, verfügen sie über sog. Venenklappen, Ventile, die den Blutstrom nur in Richtung Herz zulassen. Den Haupttransport des Blutes übernehmen die tiefen Venen. Bei der Krampfaderbildung erweitern sich die oberflächlichen Venen, so dass die Venenklappen nicht mehr schließen, und Blut in das Bein zurücklaufen kann. Dies kann zu Schmerzen, Spannungsgefühl, Hautveränderungen, Venenentzündungen und Geschwüren führen. Die Erkrankung kann auch auf das tiefe Venensystem übergreifen.

Neben einfachen Krampfadern behandeln wir auch sog. Beckenkrampfadern (pelvine Insuffizienz). Diese Art der Krampfadern betreffen Frauen und weisen folgende typische Symptome auf: 

  • stumpfer einseitiger Schmerz im Beckenbereich
  • Schmerzintensivierung beim Gehen oder bei Lageänderung des Körpers
  • Schmerzen nach dem Geschlechtsverkehr

Einige Tage vor Beginn der Menstruation kommt es zu einer hormonellen Umstellung und damit zu vermehrtem Blutfluss im kleinen Becken. Wenn sich dort die Venenklappen nicht mehr richtig schließen, staut sich das Blut und wird nicht mehr zum Herzen hoch transportiert.

Diagnosestellung

Die Diagnose wird durch eine körperliche Untersuchung, Ultraschalluntersuchung (Duplex) und selten auch eine Kontrastmitteldarstellung (Phlebographie) gestellt.

Therapie

Anhand der Untersuchungsergebnisse entscheidet der Arzt, ob nur eine Kompressionsbehandlung, eine Verödungstherapie, eine Operation (Krampfaderentfernung oder Reparatur), eine Kathetergesteuerte Verödungstherapie (Ovarica coiling) oder eine Kombination dieser Therapieformen erforderlich ist.
 

Verödungstherapie

Die Therapie wird von einem Phlebologen durchgeführt. Die Krampfader wird mit einer Nadel angestochen, das Bein dann hochgelagert und über die Nadel ein Verödungsmittel eingespritzt. Das Mittel bewirkt eine Entzündung der Gefäßinnenwand und verklebt dadurch die Krampfader. Anschließend erfolgt eine Kompressionsbehandlung. 

Operation

Der Arzt entscheidet anhand der Untersuchungsbefunde, ob die Vene noch "repariert" werden kann oder entfernt werden muss. Eine "Reparatur" (sog. Extraluminale Valvuloplastie) ist nur möglich, wenn die Vene noch nicht stark beschädigt ist. Dabei erfolgt ein ca. 3 cm langer Schnitt in der Leiste. Dort trifft sich die geschädigte, oberflächliche Vene mit der tiefen Vene. Durch eine zu starke Erweiterung der oberflächlichen Vene schließen die ersten Venenklappen nicht mehr. Die Vene wird hier freigelegt und erhält eine Ummantelung aus Kunststoff (Polyurethan, Veno Patch, Fa. BBraun), die eine zu starke Aufdehnung der Vene verhindert und die Klappen dadurch wieder schlussfähig macht. Eventuell müssen am Unterschenkel über kleine Zusatzschnitte noch einzelne Krampfadern entfernt werden.

Veno Patch
Veno Patch
Valvuloplastie
Valvuloplastie


Muss die erkrankte Vene entfernt werden (Stripping), erfolgt ein Schnitt im Bereich der Leiste oder der Kniekehle, abhängig davon, ob die große oder die kleine oberflächliche Vene betroffen ist. Die defekte oberflächlich Vene wird von der gesunden tiefen Venen getrennt, eine Sonde in die Vene eingeführt und bis unterhalb des Knies (große oberflächliche Vene) oder bis auf Wadenmitte (kleine oberflächliche Vene) vorgeschoben. Dort wird sie durch die Haut ausgeleitet und dann die defekte Vene mit der Sonde entfernt. Eventuell müssen auch hier einzelne Krampfadern am Ober- und Unterschenkel über Zusatzschnitte entfernt werden.

Eine operative Therapie bei wiederkehrenden Krampfadern, insbesondere aus dem Bereich der Leiste, kann schwieriger sein. Auf diesem Gebiet haben wir besonders viel Erfahrung und sind auch in der Forschung sehr aktiv. Als spezielles Verfahren bieten wir die sog. "Barrierenoperation" an. Das Risiko von erneuten wiederkehrenden Krampfadern wird reduziert, indem ein kleiner Kunststoffstreifen im Bereich der ehemaligen Einmündung der großen oberflächlichen Vene in die tiefe Vene eingesetzt wird. Die tiefe Vene wird von der Umgebung abgeschirmt und somit das erneute Wachsen von Venenästen aus der tiefen Vene verhindert.

Bei Verdacht auf Beckenkrampfadern muss eine Katheteruntersuchung über die Leiste erfolgen und eine Darstellung der Becken- und Eierstockvenen durchgeführt werden (Ovaricographie). Etwaige Beckenkrampfadern können dann bei der gleichen Untersuchung mittels einer Verödungstherapie beseitigt werden (Ovarica coiling).

Risiken

Bei der Operation kann es - wie bei jeder anderen Operation auch - zu einer Verletzung der umgebenden Gefäße und Nerven kommen. Sollte sich einmal ein größerer Bluterguss entwickeln, müsste dieser ggf. in einer weiteren Operation entfernt werden. Selten kann eine Entzündung im Wundbereich auftreten, so dass die Wunde wieder eröffnet werden müsste. Bei der Operation kann in sehr seltenen Fällen eine Thrombose, ein Gerinnsel in der tiefen Beinvene entstehen , welche zu einer Lungenembolie mit Verlegung der Blutbahnen in der Lunge, und im schlimmsten Fall zum Herzstillstand führen können. Leider können sich in den folgenden Jahren auch wieder neue Krampfadern bilden.


Nach der Operation

In der Regel werden Sie nach der Operation für einige Stunden im Aufwachraum betreut, wo Blutdruck und Herz überwacht werden und der Verband regelmäßig überprüft wird. Bereits am gleichen Tag dürfen Sie mit Hilfe des Pflegepersonals wieder aufstehen und einige Stunden nach der Narkose wieder normal Essen und Trinken. Am folgenden Morgen wird der OP-Verband entfernt und Sie dürfen Ihre Kompressionsstrümpfe anziehen. Wenn Sie sich wohl fühlen, dürfen Sie nach dem Frühstück das Krankenhaus wieder verlassen.

Nachbehandlung

Sie sollten am folgenden Tag Ihren weiterbehandelnden Phlebologen aufsuchen, der die Wunden kontrolliert. Nach acht Tagen können die Fäden gezogen werden und Ihr Phlebologe entscheidet, ob noch eine Verödungstherapie notwendig ist. In der Zeit nach der Operation sollten Sie viel laufen oder die Beine hochlegen, längeres Stehen und Sitzen sollte vermieden werden. Am zweiten postoperativen Tag dürfen Sie bereits wieder duschen, sollten jedoch die Wunden anschließend gut trocknen. Baden, Sonnen und Saunieren sollten sie einige Wochen vermeiden, um schönere Narben zu erzielen. Die Kompressionsstrümpfe sollten Sie sechs Wochen lang tagsüber tragen. Für etwa ein bis zwei Wochen ist mit Arbeitsunfähigkeit zu rechnen. Mit sportlichen Aktivitäten kann in der Regel nach etwa drei Wochen begonnen werden.