Shunt-Zugänge

Patienteninformation zu Shunt-Zugängen

Da Ihre Nieren nicht mehr ausreichend arbeiten, ist es bereits jetzt oder in naher Zukunft erforderlich, eine Blutwäsche bei Ihnen durchzuführen. Hierzu benötigt Ihr behandelnder Nephrologe (Nierenspezialist) einen immer wieder benutzbaren Zugang zu Ihrem Blutkreislauf. Dieser wird im Rahmen einer Operation geschaffen, indem eine Armvene mit einer Schlagader verbunden wird (sog. AV-Fistel oder Shunt).

Am besten wird dazu eine tief liegende Schlagader mit einer Vene dicht unter der Haut verbunden (meist an den Armen). Armvenen transportieren das Blut aus dem Arm zurück zum Herzen mit niedrigem Druck und langsamem Fluss. Durch die Ableitung des Schlagaderblutes in die oberflächlich liegende Vene wird der Blutfluss in diesem Gefäß erheblich gesteigert (10-100fach ). 

Allerdings muss sich die Vene erst vier Wochen bis drei Monate an den neuen Blutfluss gewöhnen, bevor sie benutzt werden kann. Daher ist es sinnvoll, Wochen bis Monate bevor eine Dialyse erforderlich wird, eine solche Verbindung anzulegen. Herzschrittmacher, frühere Katheteranlagen, Defibrillatoren, frühere Venenentzündungen oder Thrombosen o.ä. können den Erfolg einer Shuntanlage stören, daher sollten Sie den Operateur darauf hinweisen, wenn so etwas bei Ihnen vorliegt. 

Wenn die eigenen Gefäße nicht ausreichen, kann es erforderlich werden, ein künstliches Gefäß zwischen zu schalten. Da künstliche Gefäße mehr Komplikationen machen, sollten diese nur eingesetzt werden, wenn es nicht anders geht. Auch künstliche Gefäße sollten mindestens drei Wochen einheilen, bevor sie benutzt werden.  

In seltenen Fällen muss sehr schnell eine Nierenersatztherapie beginnen. Dann kann vorübergehend ein Katheter über eine Halsvene eingebracht werden, über den sofort die Therapie beginnen kann. Wenn dieser mehrere Zentimeter unter der Haut durchläuft, kann er Wochen, Monate oder sogar Jahre benutzt werden, bis ein funktionierender Shunt geschaffen werden konnte.


Shunt-Training - Ihr Beitrag zu einem gut funktionierenden Shunt

Damit diese Fistel sich gut entwickeln kann, benötigt Ihr behandelnder Arzt Ihre Mithilfe. Sie sollten am Besten bereits zwei bis drei Monate vor der Operation mit einem sogenannten Venentraining beginnen, dieses aber auf jeden Fall nach der Operation (direkt ab dem Operationstag) regelmäßig durchführen. Hierzu wollen wir Ihnen einige Tipps an die Hand geben:

Wie?

Bei herunterhängendem Arm (wichtig!) sollten Sie eine Staubinde am Oberarm anlegen wie zur Blutentnahme (nicht zu fest). Nehmen Sie einen weichen Gegenstand (z.B. zusammengerollter Socken oder kleiner Ball) in die Hand und drücken Sie diesen alle ein bis zwei Sekunden zusammen. 

Wie lange?

Belassen Sie die Staubinde ca. 10-15 Minuten. Sollte vorher eine starke Ermüdung eintreten, machen Sie unter weiterer Stauung eine Pause und führen die Übung dann fort. Tritt nach 15 Minuten noch kein unangenehmes Druckgefühl auf, kann die Staubinde bis zu 30 Minuten belassen werden.
 

Wie oft?

Je häufiger umso besser!  Zehnmal pro Tag ist das Minimum, um einen Effekt zu erzielen, besser ist es jedoch, wenn Sie häufiger trainieren können.


Selbstkontrolle am Shunt

Auch im Weiteren ist es wichtig, dass Sie selbst Ihren Shunt beobachten: Wenn Sie die Finger locker auf die Shuntvene legen, sollte es unter Ihren Fingern kribbeln. Das ist das typische Shuntschwirren, ein Zeichen dafür, dass alles in Ordnung ist. Manchmal kann ein leichtes Pulsieren dazukommen. Nimmt das Pulsieren zu und das Schwirren ab, sollten Sie Ihren Arzt darauf hinweisen, damit eine Ultraschallkontrolle veranlasst werden kann. Schwirren und Pulsieren können an verschiedenen Stellen Ihrer Shuntvene unterschiedlich sein, deshalb sollten Sie eine längere Strecke "abtasten".     


Komplikationen

Da die Natur eine Verbindung zwischen Schlagader und Vene nicht vorgesehen hat, versucht der Körper, diese durch einen Blutpfropfen wieder zu verschließen. Ca. 20 Prozent aller Fisteln verschließen sich spontan wieder, ohne dass ein operativer Fehler vorliegt. Sie sollten daher immer damit rechnen, dass mehr als eine Operation erforderlich sein kann, um einen Shunt zu schaffen. Unter der Dialyse mit regelmäßigen Punktionen unterliegt der Shunt ebenfalls einer starken Belastung und „verschleißt“. Daher werden meist – mehr oder weniger oft - Inspektions- und Reparationsarbeiten erforderlich. Sinnvoll ist es, diese dort durchführen zu lassen, wo der Shunt angelegt wurde. In dringenden Fällen kann das jedoch manchmal schwierig sein. 

Nach einer Shuntoperation kann es nach Wochen, Monaten oder sogar Jahren zu Durchblutungsstörungen der Hand kommen, die nur schwer zu behandeln sind. Auch in diesen Fällen halten wir alle bekannten Operationsverfahren (z.B. DRIL oder PAVA) für Sie bereit. Ihr Dialysearzt wird dann eine Klinik für Sie aussuchen, in der Ihnen geholfen werden kann.