Stellenwert von Muttermilch für das Frühgeborene und das kranke Neugeborene

Die Muttermilch nach einer Frühgeburt wird als Preterm-Muttermilch bezeichnet, ist optimal auf die Bedürfnisse von Frühgeborenen abgestimmt und wird für die Dauer von ca. 4 Wochen gebildet. Danach gleicht sie sich in ihrer Zusammensetzung an die Muttermilch an, welche die Mutter eines „reifen“ Neugeborenen bildet. Muttermilch stärkt das noch unreife Immunsystem Ihres Babys und schützt Ihr Kind vor Infektionen. Besondere Bestandteile der Muttermilch wirken sich positiv auf die Gehirnentwicklung und die Ausbildung der Sehkraft Ihres Babys aus. Muttermilch ist leicht verdaulich und wird gut vertragen, so dass Ihr Kind optimal an Gewicht zunehmen kann.

Stillberatung auf der Neonatologie

Es braucht einige Tage, bis die Milchbildung in Gang kommt. Mit Ihrer Liebe und Ihrer Muttermilch helfen Sie Ihrem Baby aktiv, gesund zu werden und sich gut zu entwickeln. Wir unterstützen Sie und Ihr Baby gerne individuell auf diesem Weg durch unser kompetentes Team mit speziell ausgebildeten Stillberaterinnen IBCLC.

Abpumpen, Lagerung und Transport von Muttermilch

Liebe Mutter, Sie möchten Ihr Baby gerne stillen?
Wir haben für Sie einige wichtige Informationen für die hygienisch einwandfreie Gewinnung, die Lagerung und den Transport Ihrer Muttermilch zusammengestellt. Muttermilch besitzt antiinfektiöse Eigenschaften, die Ihr Baby vor vielen Erkrankungen sicher schützt. Sie ist gut verdaulich, einzigartig in ihrer Zusammensetzung, antiallergisch und für Ihr Kind die natürliche und empfohlene Ernährungsform. Sollte Ihr Kind noch nicht in der Lage sein, direkt an Ihrer Brust zu trinken, ist die elektrische Milchpumpe eine gute Alternative, um die Milchbildung anzuregen, zu steigern und zu etablieren.

Welche Materialien benötigen Sie zum Sammeln von Muttermilch?

  1. Milchpumpe
    Eine Bescheinigung für die elektrische Milchpumpe erhalten Sie auf der Entbindungsstation, danach über Ihren Gynäkologen/Ihre Gynäkologin oder Ihren Kinderarzt/Ihre Kinderärztin (Gültigkeitsdauer: 4 Wochen).
    Eine elektrische Milchpumpe sowie das passende Zubehör erhalten Sie in der Apotheke. Die Kostenübernahme erfolgt über Ihre Krankenkasse. Eine von Ihnen hinterlegte Kaution erhalten Sie nach der Rückgabe der Milchpumpe zurück.
  2. Milchflaschen
    Sterilisierte Glas-oder Kunststoffflaschen erhalten Sie auf der Station.
  3. Haushaltskühlschrank
    Die Lagerung von abgepumpter Muttermilch bei 4-8°C Kühlschranktemperatur ist bis zu 3 Tagen möglich. Stellen Sie die Muttermilchflaschen bitte in den hinteren Teil des Kühlschranks.
  4. Kühlbox/Kühltasche
    Eine Kühlbox können Sie auf der Neonatologie ausleihen (Kaution: € 20,00).
  5. Flüssigseife und Papiertücher/Einmalhandtücher
    Waschen Sie sich bitte vor jedem Anlegen oder Pumpen gründlich die Hände mit Seife.

Wie sammeln Sie Ihre Muttermilch?

  1. Reinigung der Geräte zu Hause vor dem ersten Gebrauch und nach jedem Abpumpen
    Entfernen Sie zunächst den Schlauch vom Pumpset, da dieser nicht gereinigt werden muss.
    Das Milchpumpenzubehör nach jedem Gebrauch auseinanderbauen und die Teile mit kaltem Wasser abspülen. Danach alle Teile mit Spülmittel reinigen und mit warmem Wasser erneut abspülen.
    Alle Teile 10 Minuten in kochendem Wasser auskochen. Den hierfür benutzten Topf bitte nicht anderweitig nutzen.
    Danach die sterilisierten Teile vorsichtig aus dem Topf nehmen (Vorsicht: Verbrühungsgefahr!) und in ein gebügeltes Trockentuch (keimfrei) einschlagen und bis zum nächsten Gebrauch aufbewahren.
    Alternative: Sterilisation im Vaporisator oder in der Mikrowelle in speziellen Mikrowellenbeuteln
  2. Reinigung von Brust und Händen
    Es wird keine spezielle Brustreinigung empfohlen, tägliches Duschen ist ausreichend.
    Waschen Sie sich bitte vor jedem Anlegen oder Pumpen gründlich die Hände und benutzen Sie zum Abtrocknen ein Papiertuch oder Einmalhandtuch.
    Achten Sie bitte aus hygienischen Gründen auf kurze Fingernägel.
    Nach dem Abpumpen verstreichen Sie bitte den letzten Tropfen Muttermilch auf Ihrer Brustwarze (Infektionsschutz), lassen diesen antrocknen und legen dann bei Bedarf eine Stilleinlage vor.

Die Benutzung einer Brustwarzensalbe ist nicht erforderlich.
Bitte sprechen Sie uns bei Problemen, Schmerzen oder Unsicherheiten jederzeit an.

Wie pumpen Sie ab?

Wir beraten Sie gerne und weisen Sie individuell und bedarfsgerecht in die Benutzung der elektrischen Milchpumpe ein.

Wenn Sie auf der Neonatologie neben dem Bett Ihres Kindes oder im Elternzimmer abpumpen, benutzen Sie bitte immer ein Einmalpumpset mit der für Sie passenden Brusthaubengröße. Sprechen Sie uns gerne an. Zu Hause benutzen Sie bitte Ihre aufbereiteten Pumputensilien.

  1. Waschen Sie sich bitte zunächst die Hände.
  2. Machen Sie es sich so bequem wie möglich und stellen Sie sich gerne ein Getränk bereit.
  3. Führen Sie bitte vor jedem Pumpen eine beidseitige sanfte Brustmassage durch (wir beraten Sie gerne diesbezüglich).
  4. Setzen Sie anschließend die gereinigte Brusthaube /die Einmalbrusthaube der Milchpumpe auf
    Achten Sie bitte darauf, dass die Brustwarze mittig in den Trichter zeigt und nicht an der Wand des Trichters wundgerieben wird.
  5. Empfehlung
    Pumpen Sie bitte alle 3 Stunden ab (mindestens 8x täglich).
    Die Pumpzeit beträgt ca. 15 Minuten pro Brust.
    Pumpen Sie bitte zur Steigerung der Milchmenge auch nachts.
    Doppelpumpen oder Intervallpumpen kann Zeit sparen, sprechen Sie uns bitte bei Bedarf darauf an
  6. Für jeden Pumpvorgang bitte eine neue Milchflasche benutzen!
  7. Jede Muttermilchflasche mit einem Aufkleber mit Namen Ihres Kindes und mit Datum und Uhrzeit des Abpumpvorgangs versehen und danach in den Kühlschrank stellen.

Transport der Muttermilchflaschen

Stellen Sie bitte vor jedem Besuch Ihres Kindes alle gesammelten Muttermilchflaschen in Ihre mit Kühlelementen versehene Kühlbox und geben Sie diese direkt auf der Neonatologie ab.
Es braucht einige Tage, bis die Milchbildung in Gang kommt. Mit Ihrer Liebe und Ihrer Muttermilch helfen Sie Ihrem Baby aktiv, gesund zu werden und sich gut zu entwickeln.
Wenden Sie sich bitte mit allen Fragen, Wünschen und Anregungen, die Sie zum Thema „Stillen“ und „Muttermilchernährung“ haben , an das Team der Neonatologie.

Der lange Weg zur Brust

Zu früh geborene Kinder brauchen neben medizinischer Versorgung vor allem Liebe, Geborgenheit, Wärme, Ruhe und die Ernährung mit Muttermilch. Der „Weg zur Brust“ kann in Abhängigkeit von der Reife des Babys länger sein und verläuft in verschiedenen Etappen. Kleine, unreife Frühgeborene werden auf der Neonatologie im Katholischen Klinikum Bochum anfangs mit speziell zubereiteten Nährlösungen über eine Vene versorgt. Gleichzeitig wird ein frühzeitiger Nahrungsaufbau mit Muttermilch angestrebt, zunächst über eine Magensonde, später durch das Stillen an der Brust direkt. Diesen Prozess können Sie aktiv durch gezielte Maßnahmen zur Milchbildung unterstützen.

Bei einem stabilen Allgemeinzustand werden auch kleine Frühgeborene zeitig an die Brust ihrer Mutter gelegt, wobei bei den ersten Anlegeversuchen Hautkontakt und das Kennenlernen von Mutter und Kind im Vordergrund stehen. Dabei wird das „Frühchen“ an der Brust liegend sondiert und durch „non-nutritives Saugen“ (saugen ohne zu trinken) erfährt es eine positive orale Stimulation. Die zugeführte Muttermilchmenge wird langsam gesteigert und das Kind allmählich auf das Stillen an der Brust umgestellt. Sollte das Trinken an der Brust für Ihr Baby anfangs noch zu anstrengend und ermüdend sein, können Sie Ihre abgepumpte Muttermilch alternativ auch mit der Flasche füttern.