Erste Schritte für eine Impfung gegen Krebs

Corona belastet die ganze Welt. Mit seiner mRNA-Technologie hat BioNTech für die Impfung Maßstäbe gesetzt. Mit Hochdruck wird seit längerem auch daran geforscht, einen ähnlichen Weg im Kampf gegen Krebs zu beschreiten. Angelaufen ist nun eine internationale Studie, um herauszufinden, ob der Tumor im Darm durch gezielte Aktivierung des Immunsystems kontrolliert werden kann.

Eine wichtige Studienplattform zur Identifizierung geeigneter Patienten ist das in Bochum seit 2013 bestehende „ColoPredict-Plus Register." Es wird interdisziplinär von Onkologen und Pathologen der Ruhr-Universität geleitet. Angeschlossen sind mehr als 190 Darmkrebszentren und onkologische Schwerpunktpraxen. Über das Register können sie Patienten, die zuvor operiert worden waren und bei denen eine zusätzliche Chemotherapie vorgesehen ist, für eine Testung melden.

Bei Patienten, die ihre Einwilligung zur Teilnahme an der Studie gegeben haben, wird Blut in einem Screening daraufhin untersucht, ob eine sog. positive Tumor-DNA (kleinste Partikel des Tumors) enthalten ist und sie dadurch ein hohes Rückfallrisiko haben. Ist dies der Fall, wird auf Basis des Tumorgewebes zur Senkung des Rückfallrisikos ein eigens auf den einzelnen Patienten bezogenes mRNA-basiertes Immunpräparat hergestellt (-iNeST-Behandlung; individualisierte neoantigen-spezifische Immuntherapie)), das nach der üblichen Chemotherapie verabreicht wird. Anders als bei der Corona-Impfung wird die Impfung bei Darmkrebs also nicht für alle Betroffenen gleich gegeben, sondern auf den jeweiligen Einzelfall maßgeschneidert.

Auch Dr. Günter Funk aus Wetter (Ruhr) ließ sein Blut untersuchen. Bei ihm war im Mai 2021 Darmkrebs festgestellt worden. Nach der Operation im St. Josef-Hospital erklärte er sich zum Screening bereit. Ergebnis: Keine positive Tumor-DNA. „Darüber habe ich mich natürlich gefreut, denn mein Rückfallrisiko ist dadurch geringer und meine Prognose besser“, sagt er.

Vor übereilten Hoffnungen muss gewarnt werden, aber die Studie kann ein sehr wichtiger Schritt im Kampf gegen den Krebs sein. Prof. Andrea Tannapfel, Direktorin des Instituts für Pathologie an der Ruhr-Universität: „Die gezielte Aktivierung des Immunsystems ist auch bei Krebs ein Erfolg versprechender Weg.“ Prof. Anke Reinacher-Schick, Direktorin der Klinik für Onkologie im St. Josef-Hospital, spricht von einem bedeutenden Schritt: „Profitieren könnten vor allem Patienten in einem frühen Stadium der Krebserkrankung. Unser Ziel ist es, hochspezialisierte und innovative Tumortherapie in die breite Versorgung zu bringen.“