Hörtraining bequem von zu Hause aus

Digitalisierung ist im deutschen Gesundheitswesen zu einem Schlüsselbegriff geworden. Zu Recht, sagt Prof. Christiane Völter, Leiterin des Hörkompetenzzentrums im St. Elisabeth Hospital Bochum. Corona hat diesen ohnehin notwendigen Prozess aus ihrer Sicht maßgeblich beschleunigt.

In ihrem Zentrum werden schwerhörige Menschen, die im Team von Klinikdirektor Prof. Stefan Dazert zuvor operiert oder endoskopisch behandelt worden waren, professionell trainiert, um ihr Hörvermögen zu verbessern. „Durch die pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen mussten wir unsere Hör-Rehabilitation von heute auf morgen umstellen, quasi von null auf 100“, sagt Christiane Völter. Sprachtraining in Videokonferenzen statt von Angesicht zu Angesicht: Alle mussten sich umstellen, sowohl die Patienten als auch die Therapeuten und Ärzte.

„Anfangs war es ein wenig komisch“, erinnert sich Prof. Völter. „Ich habe kaum noch Patienten persönlich gesehen.“ Doch die anfängliche Skepsis wich schnell, in kurzer Zeit fand die neue Therapieform Anklang. Eine Pilotstudie wurde auf dem nationalen Kongress der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde vorgestellt und gewann dort sogar einen Preis.

Diese positiven Impulse will die Klinik auch langfristig nutzen. Benötigt wird beides, sowohl der Video-Kontakt als auch das persönliche Gespräch. In London gibt es sogar eine Klinik, die die Hör-Rehabilitation seit der Pandemie komplett online durchführt. Ganz so weit will man in Bochum nicht gehen, aber die Therapie am Bildschirm hat auch große Vorteile. Keine aufwendige An- und Abreise, keine Parkplatzsuche, keine Wartezeiten. Am Bildschirm ist es auch möglich, Angehörige einzubinden und durch die häusliche Umgebung zusätzliche Sicherheit zu vermitteln.

Mit der Digitalisierung hatte sich das Bochumer Cochlea-Implantat-Zentrum (CI) schon vor der Pandemie in einem Forschungsprojekt befasst. Ziel ist es, den Computer die Therapie selbstständig durchführen zu lassen. Dadurch ist der Patient auch zeitlich unabhängig und kann Tag und Nacht üben. Außerdem kann der Computer die aufwendige Dokumentation übernehmen. Ergebnis: Die Behandlung wird vergleichbarer. Dadurch lässt sich langfristig prüfen, welcher Therapieansatz erfolgreicher ist. Bislang ist dies nur eingeschränkt möglich, da der Therapeut sich während der Therapie vor allem auf die Interaktion mit dem Patienten konzentriert.