Wenn selbst ein betörendes Parfum nicht mehr duftet

COVID führt oft zu Geruchsverlust, ständiger Müdigkeit und Gedächtnisschwächen - wie die Naturheilkunde helfen kann

Bei COVID denken viele Menschen sofort an Intensivstation und Beatmung. Die Tücken dieser Infektionen gehen aber weit darüber hinaus. Viele Menschen erkranken nicht unbedingt schwer oder gar lebensbedrohlich, erleiden aber andere Schäden, die zum Teil lang andauern. In erster Linie sind dies Erschöpfung und ständige Müdigkeit, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen und der Verlust des Geruchs- oder Geschmackssinns.

Darauf gibt die Medizin unterschiedliche Antworten. Die Naturheilkunde in der Klinik Blankenstein hat einen ganzen Strauß von Maßnahmen zur Verfügung, mit denen der Patient fit gemacht werden soll. Dazu gehören Pflanzentherapie, Aromatherapie und das Fasten. Hinzu kommt die psychologische Betreuung des Patienten (Ordnungstherapie), die helfen soll, den Alltagsstress zu reduzieren und damit positive Rückwirkungen auf den Gesamtorganismus zu erzielen. Ein zusätzliches Mittel kann dabei ein Resilienz-Training sein, das stressgeplagte Menschen auch im Alltag einsetzen können.

Es ist das koordinierte Zusammenspiel dieser Maßnahmen über 14 Tage hinweg (Komplexbehandlung), das den Unterschied macht. Die Naturheilkunde setzt gegen Covid-bedingte Müdigkeit Mittel ein, die sich bereits lange vor der Pandemie bewährt haben. „In den vergangenen Jahren wurden bei uns mehrere hundert Patienten erfolgreich behandelt, die unter fortdauernder leichter bis mittelschwerer Müdigkeit litten“, sagt Klinikdirektor Prof. André-Michael Beer. „Auch in der COVID-Zeit selbst waren es schon mehr als 20.“ Für besonders schwere Fälle des sog. Fatigue-Syndroms (fatigue = französisch für müde) ist die Naturheilkunde dagegen nicht angezeigt.

Müdigkeit sollte niemand auf die leichte Schulter nehmen. Im Übrigen mindert sie nicht nur die Aktivität, sondern kann auch weitere belastende Folgen haben. „Bei Müdigkeit empfinden viele Patienten ihre Schmerzen als besonders schlimm“, sagt Prof. Beer.

Mit diesen Problemen kam auch Edeltraud Kroon in die Klinik. Seit Jahren leidet sie unter arthrotischen Beschwerden in nahezu allen Gelenken und war deshalb schon 2019 in Blankenstein in Behandlung. Im Frühjahr 2021 kam überdies eine COVID-19-Infektion hinzu. Mit spürbaren Folgen: Als besonders belastend empfand sie die Konzentrations- und Gedächtnisstörungen. „Ich musste mir jede Kleinigkeit aufschreiben“, sagt sie. „Wenn ich das nicht tat, hatte ich es garantiert vergessen.“

Auch der Geruchssinn ging durch die Infektion weitgehend verloren. Der Duft einer leckeren Speise auf dem Teller, ein gutes Parfum oder die würzige Luft bei frisch geschnittenem Gras – all das fiel plötzlich weg. „Sehr unangenehm“, sagt die 65-Jährige, „zum Beispiel auch dann, wenn man nicht sicher ist, ob man ein wenig nach Schweiß riecht.“

Die Klinik Blankenstein reagiert mit Aromen wie Thymian und Heu, deren ätherische Öle die Durchblutung der Nase verbessert. Gingko-Extrakt wiederum, verabreicht in Tablettenform, regt die Durchblutung des Gehirns an. Bei einigen Krankheitsbildern rät die Klinik zudem zum siebentägigen Heilfasten mit Gemüsebrühe, Tee, Obst, Vitaminen, Spurenelementen und Salzen. Danach folgt über drei Tage ein langsamer, kontrollierter Kostaufbau.

Schon während des Klinikaufenthaltes sind klare Erfolge zu verzeichnen. Edeltraud Kroon erlangte ihren Geruchssinn vollständig wieder zurück. Auch was ihre Gelenkbeschwerden betrifft, ist sie sehr zuversichtlich. „Als ich beim letzten Mal die Klinik verließ, brauchte ich über Monate hinweg keine Schmerzmittel mehr.“