Eine eigene Ambulanz für Post Covid

Das Spektrum der COVID-Patienten ist groß. Da sind zum einen jene, die völlig ohne Symptome bleiben und die Erkrankung gar nicht spüren. Andere wiederum weisen deutliche Symptome auf und benötigen professionelle ärztliche Therapie, teils sogar auf der Intensivstation. Längst sind auch die Langzeitfolgen einer COVID-19-Erkrankung in den Fokus geraten: Menschen, die auch mehr als sechs Monate nach der Infektion noch deutliche Beschwerden aufweisen. Vor diesem Hintergrund richtete die Neurologie im St. Josef-Hospital im Februar 2021 eigens eine Post-COVID-Ambulanz ein.

Sie füllte sich sehr schnell, der Bedarf ist hoch. Die Patienten werden in der Ambulanz unter der Leitung von Prof. Simon Faissner und Dr. Nadine Trampe neurologisch untersucht. In bestimmten Fällen wird auch ein Ultraschall der tiefen Gehirnstrukturen oder ein Scan der Netzhaut gemacht. Eine neuropsychologische Testung kann bei entsprechender medizinischer Indikation ebenso infrage kommen. Bei einigen Patienten erfolgen weitergehende Untersuchungen wie ein MRT des Gehirns oder eine Lumbalpunktion.

Zu den häufigsten Beschwerden zählt eine heftige Müdigkeit, das so genannte Fatigue-Syndrom. Auch das Erinnerungsvermögen und die Konzentrationsfähigkeit leiden häufig. Berichtet wird von Menschen, die im Beruf anspruchsvolle Tätigkeiten ausüben, sich aber nach ihrer COVID-Infektion nur noch wenige Minuten konzentrieren können.

Andere wiederum sind nicht mehr in der Lage, ihren Kindern auch bei einfacheren Hausaufgaben so zu helfen wie früher. Häufig treten auch Riech- oder Geschmacksstörungen auf, die dazu führen können, dass zum Beispiel ein Stück Fleisch oder Fisch völlig fremd schmeckt und der Genuss dadurch völlig verlorengeht.

Simon Faissner macht den Patienten aber Mut: „Bei den meisten wird es besser.“ Gegen die Ermüdung hilft oft ein systematisches Ausdauertraining. Hierbei ist jedoch entscheidend, dass man die Intensität langsam steigert, um sich nicht zu überlasten. Zudem kommt der Einsatz von Medikamenten in Form eines Heilversuches oder auch ein Riechtraining infrage. Einige Patienten benötigen eine Reha-Maßnahme.

Fazit der Bochumer Neurologen: Die Post-COVID-Ambulanz hat sich bewährt und wird auf jeden Fall bis weit ins Jahr 2022 weitergeführt. Mit einer Doktorarbeit werden die Ergebnisse wissenschaftlich erfasst und ausgewertet.