Nicht übers Knie brechen
Entscheidung für ein künstliches Gelenk braucht gute Überlegung und Vertrauen
Vertrauen und Zeit sind Worte, die bei Hendrik Bulok und Prof. Roland Willburger immer wieder fallen. Beides hängt für die Endoprothetik-Chefärzte im Martin-Luther-Krankenhaus Wattenscheid eng zusammen.
Nur wer sich für den Patienten in der Sprechstunde Zeit nimmt, kann dieses für den Gesundungsprozess mitentscheidende Vertrauen aufbauen. Künstliche Knie- und Hüftgelenke sind in der modernen Zivilisation eine Massenerscheinung geworden. Allein in Deutschland werden pro Jahr mehr als 400.000 künstliche Gelenke eingebaut – nicht selten schon bei relativ jungen Menschen, die noch gar nicht die 60 Jahre und oft auch noch nicht einmal die 50 Jahre erreicht haben. Die Haltbarkeit eines künstlichen Gelenks beträgt 10-20 Jahre. Sie hängt von vielen Faktoren ab. So kann beispielsweise ein Fehler bei der Implantation aufgetreten sein, die Prothese kann durch Abrieb oder Fehlbelastungen locker werden, Keime können übertragen werden und Allergien auftreten.
Natürlich gibt es auch noch den ganz normalen Verschleiß. Ihn kann man durchaus beeinflussen. Wie stark die Prothese belastet wird, etwa durch Sport oder schwere Arbeit, spielt eine wichtige Rolle. Hendrik Bulok zieht einen humorvollen Vergleich: „Ein Auto, das nur sonntags fährt und ansonsten in der Garage steht, hat schließlich auch weniger Verschleiß als andere.“
Das heißt selbstverständlich nicht, sich mit einem künstlichen Gelenk in Watte zu packen. Schmerzfreie Bewegung, Sport und aktive Freizeit: Darum geht es ja bei der Entscheidung, sich ein neues Knie oder eine neue Hüfte einsetzen zu lassen. Überlebensnotwendig ist eine solche Operation nicht, wohl aber in den meisten Fällen notwendig für eine bessere Lebensqualität. Was das bedeutet, entscheidet jeder für sich und muss dazu tief in sich hineinhören, ehrlich zu sich selbst sein, keine Schnellschüsse machen und vor allem den Arzt seines Vertrauens finden.
Erhöhte Vorsicht
• Es sollte der Prothesensitz alle zwei Jahre mit einer Röntgenaufnahme geprüft werden. Sollten Korrekturen nötig sein, sind sie bei frühzeitiger Diagnose leichter als mit jahrelanger Verzögerung.
• Den Implantat-Pass sollte man stets bei sich tragen. In einem Notfall kann er dem behandelnden Arzt wertvolle Informationen liefern.
• Auch vor manchen Zahnbehandlungen, wie insbesondere bei Eingriffen an der Zahnwurzel, ist Vorsicht geboten. In bestimmten Fällen, sollte eine Prophylaxe mit einem Antibiotikum erfolgen. Grund hierfür ist, dass über die Mundflora Keime schnell in die Blutbahn gelangen können und sich dann an der Prothese festsetzen können, weil die natürliche Abwehrreaktion des Körpers in der Nähe von Fremdelementen wie Stents, Herzklappen oder Gelenkprothesen geschwächt ist.