Die Entwicklung des Wachsenden bestmöglich gestalten

Kinder- und Jugendorthopädie bedeutet, die Entwicklung des Wachsenden bestmöglich zu begleiten. Eine langfristige Beziehung zu unseren Patienten ist uns wichtig. Nur so lassen sich individuelle Verläufe gemeinsam durchleben und falls erforderlich entsprechende Therapien planen und einleiten.
Unsere Fürsorge beginnt kurz vor oder nach der Geburt und endet nicht explizit mit Erreichen des 18. Lebensjahres. Da in jedem Kinderorthopäden auch ein Orthopäde steckt, besteht die Möglichkeit einer langfristigen Betreuung. Wachstumsstörungen und angeborene Fehlbildungen lassen sich meist schonender behandeln, wenn sie frühzeitig erkannt werden. Hierzu sind ein fachmännischer Blick und eine ausführliche klinische Untersuchung unabdingbar. Unsere jahrelange Erfahrung macht dies individuell möglich. Neben den überwiegend konservativen Behandlungsoptionen kann es jedoch in ca. 30% der Fälle notwendig werden, eine Fehlstellung operativ zu behandeln. Hierzu haben wir ein erfahrenes Team aus Anästhesisten, OP- und Stationspflege zur Seite, um den Aufenthalt so unkompliziert wie möglich zu gestalten. Patienten bis zur Pubertät werden stationär in der Kinderklinik betreut, anschließend erfolgt die Versorgung auf der orthopädischen Normalstation.
Wir haben die einzigartige Möglichkeit, mit Kollegen aus angrenzenden Fachbereichen eng zusammen zu arbeiten. So ist eine Kooperation mit der Kinderklinik eine wertvolle Grundlage zur Betreuung der Kleinsten. Weiterhin arbeiten wir eng mit dem Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) zur Behandlung der neuroorthopädischen Patienten zusammen. Spezialfälle werden interdisziplinär über das Zentrum für seltene Knochenerkrankungen bestmöglich angebunden.

Dr. Daniel Spodeck

Ltd. Oberarzt Kinder- und Jugendorthopädie

Kinder- und Jugendmedizin

0234/509-2520

Schwerpunkte

  • Klumpfuß
  • Hüftdysplasie
  • X-Bein / O-Bein
  • Korrektur der Extremitätenachsen und -längen
  • Störungen des Hüftgelenkes in speziellen Situationen
  • Seltene Knochenerkrankungen und sog. Tumor like leasons
  • Neuroorthopädie

Die Behandlung des Klumpfußes beginnt zum Teil schon vor der Geburt / während der Schwangerschaft. Wenn Ihr betreuender Frauenarzt in den Vorsorgeultraschalluntersuchungen einen Klumpfuß feststellt, ist eine ausführliche Beratung meist der Beginn der Therapie.
In der 2. Lebenswoche sollte dann die eigentliche Therapie des Klumpfußes stattfinden. Es wurden in der Vergangenheit vielfältige Behandlungen durchgeführt, zum Teil auch operativ. Durchgesetzt hat sich nahezu weltweit die Gipsredression nach Ponseti, gefolgt von einem minimalinvasiven Eingriff, sofern dieser notwendig wird. Die Gipsbehandlung erstreckt sich über 5-6 Wochen mit wöchentlichen Gipswechseln.
Ergänzend kann eine in der Schweiz entwickelte manualtherapeutische Behandlung nach Zukunft-Huber in Frage kommen.
Entscheidend für den Therapieerfolg und die Verhinderung von Rezidiven ist letztlich eine an die OP anschließende größtenteils nächtliche Schienentherapie. Hierbei tragen die Kinder für drei Monate 24 Stunden, anschließend nur noch nachts, eine Schiene, welche die Füße in einer Außenrotationsstellung fixiert. Die Therapie ist nach dem 4. Lebensjahr abgeschlossen, sodass die Schiene nachts über den gesamten Zeitraum getragen werden muss. Dieser Umstand stellt jedoch für die meisten kleinen Patienten kein Problem dar.

Die kongenitale Hüftdysplasie ist eine frühzeitig zu behandelnde Anlagestörung des/der Hüftgelenkes. Hierbei handelt es sich in der Regel um die dysplastisch angelegte Hüftgelenkpfanne. Im Rahmen der U3-Vorsorge beim Kinderarzt sollte eine entsprechende Untersuchung der Hüftgelenke nach Graf mittels Ultraschall durchgeführt werden. Ist hierbei ein pathologischer Befund erhoben worden, oder kann Ihr Kinderarzt diese Untersuchung nicht anbieten, sollte eine weitere Abklärung stattfinden.
Therapeutisch kann sodann entweder mit einer Tübinger Schiene oder mit der Spreizhose superior behandelt werden. Häufig sind einige Wochen Behandlungsdauer ausreichend. In schweren Fällen kann ein Becken-Bein-Gips notwendig werden, die Therapiedauer erstreckt sich dann auf bis zu 6 Monate (Gips- und anschließende Schienentherapie).
Es gibt immer wieder Fälle, bei denen eine konservative Therapie langfristig nicht zum gewünschten Erfolg führt. In solchen Ausnahmefällen wird bis zum Vorschulalter eine operative Korrektur der Hüftgelenkpfanne notwendig (Acetabuloplastik), später auch aufwendigere Verfahren (3-fach Beckenosteotomie).

Im Laufe der Entwicklung durchläuft die Beinachse verschiedene physiologische Stadien. Mit Laufbeginn kommt es zu einer leichten O-Bein Stellung. Diese sollte im Laufe des 2. Lebensjahres verschwinden und es kommt zum Gegenteil, der X-Bein Stellung. Auch diese, teilweise als pathologisch gesehene Stellung der Beinachse, ist physiologisch und verschwindet meist bis zum 8. /9. Lebensjahr mit resultierender gerader Beinachse.
In all diesen Entwicklungsstufen können Fehlwachstum und Achsabweichungen verbleiben. Teils sind die Abweichungen minimal, teilweise aber auch deutlich sichtbar bis hin zu schmerzhaften Beinstellungen. Angefangen beim Laufbeginn kann einer pathologischen Beinachse meist mit Hilfe einer Orthesenversorgung begegnet werden. Zu einem späteren Zeitpunkt sind dann kleine, operative Eingriffe zur Wachstumslenkung notwendig (Flex Tack Klammern, 8-Plates). Stellen sich die Patienten erst mit Abschluss des Wachstums vor, so ist eine Korrekturosteotomie notwendig, um die Fehlstellung zu beheben. All diese Maßnahmen verhindern letztlich einen vorzeitigen Gelenkverschleiß und Schmerzen im Erwachsenenalter.

Kommt es im Laufe des Wachstums zu einer Abweichung der Achse einzelner Extremitäten oder deren symmetrischen Längenverteilung, so kann eine entsprechende Korrektur notwendig werden. Hierzu ist zunächst eine ausführliche Diagnostik und Planung notwendig. Im Anschluss an die Identifikation des Problems werden die vorhandenen Therapieoptionen besprochen. Prinzipiell gibt es innere (Marknagel, Plattenosteosynthesen) und äußere (Fixateur externe, Ringfixateur) Verfahren. Letztere sind für den betroffenen Patienten meist belastender, lassen sich jedoch nicht in jedem Fall vermeiden. Es bedarf letztendlich immer einer Abwägung und Besprechung mit den Eltern.
Neben den angeborenen Fehlstellungen können sich nach einem Unfall mit Frakturen im Laufe der weiteren Entwicklung Probleme mit den Achsen und Längen der Extremitäten einstellen. Diese gilt es zu erkennen und entsprechend zu behandeln. Eine enge Kooperation mit der Unfallchirurgie ist hierfür unabdingbar.

Im frühen Wachstumsalter (ca. 6-9 Jahre) kann sich eine Durchblutungsstörung des Hüftkopfes mit hieraus resultierender Nekrose ergeben. Das Krankheitsbild heißt M. Perthes (Legg-Calve-Perthes, perthes disease). In Abhängigkeit vom Ausmaß der Schädigung des Hüftkopfes ist eine rein konservative Therapie mit Krankengymnastik und ggf. einer Abspreizorthese ausreichend. In den überwiegenden Fällen wird eine operative Korrektur des Schenkelhalswinkels notwendig, um dem sich neu aufbauenden Hüftkopf eine möglichst gute Formgebung zu ermöglichen (Containment Therapie). In seltenen Fällen wird ein operativer Eingriff am Becken zur Neuausrichtung der Hüftpfanne notwendig.
Grundsätzlich ist der Morbus Perthes eine langwierige Erkrankung, sie dauert min. 1,5 – 2 Jahre. Auch spätere Bewegungseinschränkungen des Hüftgelenkes sind nicht ausgeschlossen.
Eine ebenfalls schwerwiegende Verletzung des Hüftgelenkes ist das Abrutschen des Hüftkopfes (Epiphyseolysis capitis femoris), welches einer Fraktur durch die Wachstumsfuge ähnelt. Dieses Krankheitsbild kann einen die seltenen Notfälle in der Kinderorthopädie darstellen, je nach Typ des Abrutschens (akut versus chronisch). In jedem Fall ist eine Operation notwendig, ohne diese das Hüftgelenk zeitlebens geschädigt bleiben würde. Es wird eine Verschraubung der betroffenen Seite und, bei Patienten unter ca. 14 Jahren, auch der Gegenseite, durchgeführt. Letzteres dient der Prophylaxe, da in bis zu 50 % der Fälle die Wachstumsfuge beidseitig betroffen ist.
Wird die Verletzung rechtzeitig erkannt und therapiert, kann ein nahezu vollständig funktionierendes Hüftgelenk erreicht werden. Stichwort sind in diesem Zusammenhang Knieschmerzen bei Kindern – Hüftschmerzen werden fast immer im Knie wahrgenommen!

Wir arbeiten eng mit dem Zentrum für seltene Knochenerkrankungen CeSER (Leitung Frau Prof. Dr. Grasemann) zusammen, um eine bestmögliche Begleitung der betroffenen Patienten zu gewährleisten. Hierzu zählen Erkrankungen wie die Osteogenesis imperfecta (OI), PFFD (proximal focal femur deficiency), M. Ollier (Enchondromatose).
Weitere Entitäten, die unter dem Oberbegriff „Tumor like leasons“ zusammengefasst werden, wie Exostosen, juvenile Knochenzyste, aneurysmatische Knochenzyste, nicht ossifizierendes Knochenfibrom, um nur ein paar zu nennen, gehören ebenso zu unseren Kompetenzen. Bisweilen sind langwierige Verläufe mit mehreren Operationen notwendig, um den Patienten eine gute Entwicklung mit möglichst geringen Einschränkungen zu ermöglichen.

In Kooperation mit den Kollegen der Kinderklinik und des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) bieten wir eine umfassende neuroorthopädische Behandlung an. Hierzu zählen die Versorgung mit Orthesen und Lagerungshilfsmitteln, Rollstühlen, Vermeidung oder Linderung von Kontrakturen aller Extremitäten, Botox Behandlungen zur Tonusregulation der Muskulatur sowie, falls notwendig, operative Eingriffe. Die interdisziplinäre Behandlung bringt für die Betroffenen einen größtmöglichen Benefit.

So erreichen Sie uns

St. Josef-Hospital

Klinikum der Ruhr-Universität Bochum

Gudrunstraße 56
44791 Bochum

Telefon 0234/509-0
Telefax 0234/509-3995

Kontakt

Orthopädische Ambulanz
Tel. 0234/509-2520
ortho-ambulanz@klinikum-bochum.de

Hier Termin online buchen