Der Fall gilt weltweit als einzigartig: Vor rund fünf Jahren war einem damals siebenjährigen Jungen 80 Prozent seiner Haut mit seinen genmodifizierten Stammzellen erfolgreich ersetzt worden. Er litt unter der oft lebensbedrohlichen Schmetterlingskrankheit (epidermolysis bullosa), benannt nach einer extrem dünnen Haut, die selbst bei minimalen äußerlichen Einflüssen Blasen schlägt, reißt und sich auflöst.
Alle konservativen und chirurgischen Therapieversuche blieben seinerzeit erfolglos. In Zusammenarbeit mit dem Center for Regenerative Medicine an der Universität von Módena (Italien) und dem Brandverletzten-Zentrum der Ruhr-Universität Bochum gelang es dann, dem kleinen Patienten Haut zu entnehmen, gentechnisch aufzuarbeiten und anschließend auf die Wundflächen zu transplantieren.
Nie zuvor war dieses Verfahren auf einer so großen Hautfläche angewandt worden. Der Fall stieß weltweit auf Interesse. Nun berichtet das Ärzteteam über das langfristige Ergebnis. Auch fünf Jahre nach der Operation ist der Zustand der transplantierten Haut weiterhin „robust und stabil“, heißt es in einer Studie, die höchstrangig im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde. Der Junge hat sich gut erholt und kann an altersgerechten sozialen Aktivitäten teilnehmen. Neue Blasen haben sich auf der transplantierten Haut nicht gebildet, das Immunsystem ist intakt.
Dr. Tobias Rothoeft, Oberarzt an der zum Katholischen Klinikum Bochum (KKB) gehörenden Universitäts-Kinderklinik Bochum und Spezialist für thermische Verletzungen, hatte den Jungen schon damals über Monate hinweg auf der Intensivstation betreut und ist noch heute mit der Familie im persönlichen Kontakt. „Wir sind sehr froh, dass es ihm weiterhin gut geht, die transplantierte Haut stabil ist und er in diesen Arealen wirklich keine Probleme hat“, sagt er. „Mittlerweile konnten wir auch zeigen, dass die aus genetisch veränderten Stammzellen entstandene Haut die gleichen sensorischen Qualitäten hat wie normale, gesunde Haut. In den transplantierten Bereichen ist der Junge also als gesund zu betrachten." Prof. Thomas Lücke, Direktor der Bochumer Universitätskinderklinik, spricht von einer „großartigen interdisziplinären Leistung zum Wohle unseres kleinen Patienten“.