In Deutschland werden pro Jahr rund 10 Millionen Operationen in Anästhesie durchgeführt. Um das Risiko der Narkose maximal zu reduzieren und den Patienten größtmögliche Sicherheit zu bieten, hat das Katholische Klinikum Bochum ein besonders anspruchsvolles Konzept der Kooperation zwischen Ärzten und Pflegekräften entwickelt. Dafür hat das Team der Anästhesiologie unter Leitung von Prof. Dr. med. Thomas Weber gemeinsam mit zwei anderen Preisträgern den Deutschen Preis für Patientensicherheit erhalten. Verliehen wird er vom Aktionsbündnis Patientensicherheit (Berlin).
Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie das Team auf Atemwegsnotfälle während der Operation reagiert. In Analogie zur Luftfahrt sprechen die Bochumer von einer „Cockpit Strategie“. Der Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten erfolgt so schnell und effizient, dass seit Einsatz dieser Strategie sämtliche Atemwegsnotfälle gelöst wurden, ohne dass es zu einer Patientenschädigung durch Sauerstoffmangel (Hypoxie) kam. Oberärztin Dr. Heike Vogelsang dokumentierte dieses Konzept auch wissenschaftlich und publizierte es in diesem Jahr als Erstautorin. Dazu hatte sie im Zeitraum 2010-2016 mehr als 100.000 Narkosen ausgewertet.
„Unser Ziel ist es, sicherer zu sein als die zivile Luftfahrt“, betont Professor Weber. Von den während der Operation kontinuierlich erhobenen Daten definiert die Anästhesiologie zwei konkrete Gradmesser für die Risikokontrolle: Sobald das CO2 der Atemluft sowie der Sauerstoffgehalt des Blutes (Sättigung) eine kritische Schwelle erreichen, wird, ähnlich wie in der Luftfahrt, minutiös die Reaktionskette in Gang gesetzt, um möglichst wenig Zeit zu verlieren und punktgenau zu reagieren. Mindestens fünfmal im Jahr wird ein Simulationstraining durchgeführt.
Der Preis wurde Dr. Vogelsang gemeinsam mit Jean-Noel Antoinette, dem Leiter der Anästhesie-Pflege des Katholischen Klinikums Bochum, in Berlin überreicht. Die Jury war hochrangig besetzt, u.a. mit Vertretern der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, der Krankenkassen und Apothekerverbände. Das Grußwort zur Jahrestagung des Aktionsbündnisses Patientensicherheit stammte von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.