Für ihre wegweisende Forschung zur Behandlung von Frauen mit Multipler Sklerose (MS) vor, während und nach der Schwangerschaft ist Prof. Kerstin Hellwig mit dem Rachel-Horne-Preis geehrt worden. Die Fachärztin der Universitätsklinik für Neurologie im St. Josef-Hospital Bochum ist auf MS und Neuroimmunologie spezialisiert und gehört international zu den führenden klinischen Wissenschaftlerinnen auf dem Gebiet MS und Familienplanung.
2006 richtete sie das Deutsche MS- und Schwangerschaftsregister (DMSKW) ein. Es enthält derzeit Informationen zu mehr als 5.000 Schwangerschaften, ist eines der größten seiner Art weltweit und bildet deshalb ein wertvolles Reservoir für die Forschung.
„Wir freuen uns sehr, Prof. Hellwig aus einem starken Teilnehmerfeld den Rachel Horne-Preis zu verleihen“, sagt Prof. Emmanuelle Waubant, Vorsitzende von International Women in MS (iWiMS), die den Auswahlprozess beaufsichtigte. „Der Preis würdigt ihre außergewöhnliche klinische Forschungsarbeit in den letzten zwei Jahrzehnten, die die Versorgung von Frauen mit MS verbessert hat. Dank ihrer bahnbrechenden Arbeit verfügen Ärzte nun über evidenzbasierte Informationen, um die Behandlung von Frauen mit MS in dieser kritischen Zeit ihres Lebens zu optimieren und das Risiko für Mutter und Kind zu minimieren.“
„Ich freue mich sehr über diesen Preis, der die Bedeutung klinischer Forschung in Kombination mit verschiedenen Aspekten der Frauengesundheit anerkennt“, erklärt Kerstin Hellwig. „Von MS sind vor allem junge Frauen im gebärfähigen Alter betroffen. Vor 20 Jahren wussten wir wenig über den natürlichen Verlauf von MS während der Schwangerschaft und nach der Geburt. Heute dagegen erhalten wir ein detailliertes Bild der Auswirkungen verschiedener Therapien auf die Gesundheit des Säuglings und auch über die Folgen, die das Absetzen der Medikamente auf die Gesundheit der Mutter hat.“
Der Preis wird auf dem 40. Kongress des Europäischen Komitees für Forschung zur Multiplen Sklerose (ECTRIMS) am 20. September 2024 in Kopenhagen verliehen. Er ist mit 40.000 Euro dotiert und wird durch die Horne Family Charitable Foundation ermöglicht. Kerstin Hellwig will dieses Geld für weitere Forschungsprojekte in Bochum einsetzen. Die Preisstifterin Rachel Horne betont: „Bisher gab es wenig Forschung darüber, wie man MS-Behandlungen am besten kombiniert und gleichzeitig sichere, fundierte Entscheidungen zur Familienplanung trifft. Prof. Hellwig hat den Weg bereitet, um dies zu ändern.“
Prof. Ralf Gold, Direktor der Neurologie im St. Josef-Hospital (Katholisches Klinikum Bochum): „Multiple Sklerose hat viele Facetten und ist seit langem ein wichtiger Schwerpunkt unserer Klinik. Die intensive Forschung über die Auswirkungen und Behandlungsmöglichkeiten für Patientinnen mit Kinderwunsch ist dabei ein wertvoller Baustein.“ In Deutschland leben nach neuen Zahlen des Bundesversicherungsamtes mehr als 280.000 MS-Erkrankte. Jährlich wird MS bei mehr als 15.000 Menschen neu diagnostiziert.
Kerstin Hellwig studierte Medizin an der Ruhr-Universität Bochum, absolvierte ein Praktikum in Tansania, ein Jahr an der Université Louis Pasteur in Frankreich und ihr Abschlussjahr an der Universität Stellenbosch in Südafrika. 2012 sicherte sie sich ein renommiertes Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft für eine Ausbildung in klinischer Forschung an der University of Southern California in den USA.