In neun deutschen Bundesländern gehen die Sommerferien in diesen Tagen zu Ende. Damit stehen Millionen von Kindern und Jugendlichen in ihren Schulen nach den harten Corona-Einschränkungen der vergangenen Monate vor einem Neustart. Aus Sicht der Universitätskinderklinik Bochum (Direktor: Prof. Thomas Lücke) ist die Wiederaufnahme des Regelbetriebs in voller Klassenstärke zwar mit Risiken verbunden, aber vertretbar.
Als Basis der Empfehlung dienen vor allem Erkenntnisse aus der sogenannten STARS- Studie. In Zusammenarbeit mit niedergelassenen Kinderärzten und der Ruhr-Universität Bochum wurden bisher 750 Kinder, die teils heftige Symptome aufwiesen (Fieber, langanhaltender Husten, Erbrechen oder Durchfall etc.) auf Corona getestet. Wegen dieser Symptome lag bei Eltern und Ärzten der Verdacht auf eine Corona-Infektion nahe. Positiv getestet wurde von den 750 aber lediglich ein einziges Kind.
„Diese Ergebnisse sind zunächst beruhigend, können aber kein Grund sein, in der Wachsamkeit nachzulassen“, sagt Dr. Folke Brinkmann, Oberärztin der zum Katholischen Klinikum gehörenden Universitätskinderklinik Bochum und Koordinatorin der Studie. Da die Lockerungen in Deutschland und auch international zu einem Anstieg der COVID-Infektionen geführt haben, werden weitere Testreihen erforderlich sein. So zum Beispiel die Corkid-Studie, die seit Juni läuft und noch in den kommenden Monaten fortgesetzt wird. „Bisher wurden im Rahmen von Corkid schon mehrere 100 Kinder und ihre Mütter auf Antikörper getestet. Auch hier war der Anteil der positiv Getesteten verschwindend gering“, so Dr. Brinkmann. Diese Datenbasis reicht aber noch nicht aus, um konkrete Schlussfolgerungen zu ziehen. Dies wird in einigen Wochen der Fall sein.
Auch wenn die Schulen jetzt wieder im Regelbetrieb starten, müssen Hygieneregeln weiterhin strikt beachtet werden. Dazu gehört das Tragen von Masken, das regelmäßige Händewaschen, das Abstandsgebot auf dem Schulhof und das regelmäßige Lüften der Klassenräume. Lehrer und Erzieher sollten auf jeden Fall Masken tragen, denn sie sprechen laut in die Räume hinein und verteilen verstärkt Aerosole.
Auch die Schüler der weiterführenden Schulen sollten Masken tragen. Für Grundschüler kann diese Pflicht überdacht werden. Folke Brinkmann: „Insgesamt müssen wir auf Sicht fahren, also flexibel reagieren, wenn sich lokale oder sogar größere Ausbruchherde ergeben.
Bisherige Studienergebnisse legen den Schluss nahe, dass Kinder weniger infektiös sind als Erwachsene. Dies gilt auch für ältere Kinder und Jugendliche, gleicht sich aber mit zunehmendem Alter (17-18 Jahre) an das Niveau der Erwachsenen an.