Warum liegt das verordnete Hörgerät in der Schublade? Schwachstellen und Lücken in der Versorgung mit Hörhilfen erfassen und analysieren möchte ein interdisziplinäres Forscherteam mit dem deutschlandweiten Projekt „HearForFuture“. Projektleiterin Prof. Dr. Christiane Völter lädt aus Anlass des „Tag des Hörens“ am Mittwoch, 5. März, in der Zeit von 16 bis 17 Uhr Betroffene ins Café Elis im St. Elisabeth-Hospital ein, um mit ihnen und weiteren Experten ins Gespräch zu kommen und über die Hörversorgung in Deutschland zu diskutieren.
„Wir möchten wissen, was schiefläuft“, erläutert Prof. Völter, die auch Leiterin des CI-Zentrums Ruhrgebiet ist (CI = Cochlea-Implantat). Denn: Trotz moderner Behandlungsmöglichkeiten, wie z.B. einer Hörgeräte- oder Hörimplantatversorgung, bestünden in Deutschland erhebliche Versorgungslücken, die sich auf die Lebensqualität der Betroffenen und das Gesundheitssystem auswirken. Mehr als sechs Millionen Menschen im Alter über 60 Jahren seien von einer Schwerhörigkeit betroffen (ARHL, Age Related Hearing Loss). „Hörstörungen führen nicht nur zu einer Einschränkung des Hörvermögens, sondern können auch die Lebensqualität und autonome Lebensführung stark beeinträchtigen“, weiß Prof. Völter. „Wissenschaftliche Studien belegen auch, dass ein unversorgter Hörverlust mit einem erhöhten Risiko für Stürze, Depressionen und sogar der Entwicklung einer Demenz verbunden ist.“ Die Ursachen hierfür könnten u.a. durch Zugangsbarrieren, mangelndem Bewusstsein oder strukturellen Defiziten innerhalb des Gesundheitswesens bedingt sein.
Welche Schwachstellen bei der Versorgung hörgeschädigter Menschen genau vorliegen, will das Projekt „HearForFuture“ auf der Basis von Krankenkassendaten, Befragungen von Patienten, Leistungserbringenden und Strukturverantwortlichen sowie der Untersuchung von Patienten erfassen. „Ziel ist die Entwicklung eines praxistauglichen Versorgungskonzeptes, das den Zugang zu Hörhilfen erleichtert, die Zufriedenheit der Versicherten mit ihrer Hörgeräteversorgung und die Versorgungsqualität nachhaltig verbessert“, erklärt Prof. Völter.
Das Projekt
Das Projekt HearForFuture wird für zweieinhalb Jahre über den Innovationsfond des G-BA mit insgesamt ca. 1,3 Millionen Euro gefördert. Beteiligt sind die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main (Prof. Dr. med. Timo Stöver), das Uniklinikum Erlangen (Prof. Dr.-Ing. Dr. rer. med. Ulrich Hoppe), die Hochschule Aalen (Prof. Dr. med. Annette Limberger), die Fliedner Fachhochschule Düsseldorf gGmbH (Prof. Dr. Silke Kuske), das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) (Dipl.-Math. Christian Günster) sowie die Ruhr-Universität Bochum (Prof. Dr. rer. nat. Nina Timmesfeld und Prof. Dr. med. Christiane Völter).