Der Bedarf an Therapie- sowie Behandlungsplätzen wächst stetig und ein Ende der steigenden Tendenz ist nicht in Sicht. Oft reicht eine ambulante Behandlung bei niedergelassenen Psychiatern und Psychologen nicht mehr. Die stationäre Aufnahme in einer Klinik wäre eigentlich notwendig, scheitert aber häufig aus verschiedenen persönlichen Gründen, zum Beispiel weil keine Kinderbetreuung möglich wäre. Des Weiteren kann das häusliche Umfeld bei einigen Betroffenen einen positiven Einfluss auf die Behandlung haben. Für diese Zielgruppe hat die Psychiatrie des Martin-Luther-Krankenhauses (MLK) in Wattenscheid zum Januar 2024 das neue Angebot „Therapie Zuhause“ geschaffen.
Schon jetzt ist die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am MLK eine tragende Säule in der Versorgung der Bochumer Bürgerinnen und Bürger – und zwar für die gesamte Lebensspanne: Beginnend mit jungen Erwachsenen, über die Zeit von Familiengründung und Beruf bis in das höhere Alter. „Therapie Zuhause“ erweitert das bereits bestehende breite psychiatrische Angebot im Martin-Luther-Krankenhaus, welches zum Katholischen Klinikum Bochum gehört, mit stationärer Behandlung, Tagesklinik und den Ambulanzen um eine weitere Facette.
„Therapie Zuhause“ heißt der Titel des Konzepts und wird in Fachkreisen als stationsäquivalente Behandlung (StäB) bezeichnet. Gemeint ist die professionelle Therapie der PatientInnen in ihren eigenen vier Wänden. Dabei führen Pfleger, Ärzte, Sozialarbeiter und Psychologen die Behandlung durch, die ansonsten in einer Klinik angewandt würde. Die Patienten haben feste Bezugspersonen, brauchen sich also nicht an wechselnde Behandler zu gewöhnen. Besucht werden die Erkrankten jeden Tag von Montag bis Sonntag.
„Viele psychisch Kranke benötigen einen stationären Aufenthalt in einer psychiatrischen Einrichtung, können ihn allerdings nicht immer wahrnehmen“, betont Dr. Jürgen Höffler, Chefarzt der Psychiatrie im Martin-Luther-Krankenhaus. „Genau diesen Menschen möchten wir mit unserem Konzept eine realistische Chance auf professionelle Hilfe geben“. In Frage für dieses Programm kommen Menschen, deren Erkrankung zu schwer für eine ambulante Therapie ist.
In jedem Fall sollten die Patienten ausreichende Motivation und Zuverlässigkeit mitbringen. Grundsätzlich schließt das Konzept keine Diagnosegruppe aus, gleichwohl wird es einen Fokus auf Depressionen, Angsterkrankungen und Persönlichkeitsstörungen geben. „Therapie zuhause“ wird integriert in das bestehende umfangreiche Behandlungsspektrum der Klinik mit vollstationären, teilstationären und ambulanten Angeboten, so dass abhängig vom Krankheitsverlauf die Behandlungsintensität dem Bedarf angepasst werden kann. Ab Januar sind aus seinem Psychiatrie-Team bis zu zehn Personen täglich per Pkw unterwegs, um Patienten behandeln.
Dr. Eckhard Kampe, Bezirksstellenleiter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Bochum/Hagen, begrüßt das neue Angebot: „Psychische Erkrankungen nehmen massiv zu. Die niedergelassenen Ärzte und Therapeuten können dies nur begrenzt bewältigen. Für sie wird das neue Angebot des Martin-Luther-Krankenhauses eine Entlastung sein.“