Laut Angaben des RKI infizieren sich jährlich zwischen 400-500 Tsd. Patienten in deutschen Kliniken mit Krankenhauskeimen. Daher ist gründliche und zuverlässige Desinfektion von medizinischen Geräten und Flächen in Krankenhäusern von besonderer Bedeutung. Schon lange vor Corona hat sich das Katholische Klinikum Bochum (KKB) in dieser Beziehung kontinuierlich weiterentwickelt und geht nun den nächsten Schritt. Mit dem „Hero21“ (Health Robot) wird erstmals ein selbstfahrender UV-C Desinfektionsroboter eingesetzt. Entwickelt wurde er von dem mittelständischen Dortmunder Technologiespezialisten ICA Traffic GmbH, unterstützt vom Lehrstuhl für Allgemeine Elektrotechnik und Plasmatechnik (AEPT) der Ruhr-Universität Bochum.
Der Roboter wurde im Labor aufwändig geprüft und erzielte bereits dort beeindruckende Ergebnisse. So wurden nachweislich selbst resistente Erreger wie der Methicillin-resistente Staph. Aureus (MRSA) oder Vancomycin-resistente Enterokokken VRE verlässlich abgetötet. Seit Oktober ist der Roboter als Pilot im St. Josef-Hospital (Klinikum der Ruhr-Universität) im Einsatz. Dabei unterstützt er die Reinigungskräfte, in dem er ergänzend zur desinfizierenden Reinigung eine Desinfektion via UV-C-Strahlung vornimmt. Durch diese kombinierte Desinfektion konnte die Keimzahl auf ein Minimum reduziert werden. Im Vergleich zur desinfizierenden Reinigung stieg die sogenannte Inaktivierungsquote aller durch sog. Abklatschproben auf allen nur erdenklichen Flächen erfassten Keime von 77 auf 96 Prozent. Und dies bei einem recht überschaubaren Zeiteinsatz. So benötigt der Roboter für die Desinfektion eines Patientenzimmers oder Funktionsraums gerade einmal 10 Minuten.
„Das beste Ergebnis mit einer signifikanten Steigerung des Desinfektionsergebnisses wird beim Einsatz von Scheuer-Wisch-Desinfektion und Roboter in Kombination erzielt“, erklärt Dr. Friederike Lemm, Leiterin der Krankenhaushygiene im KKB. „Gerade für Hochinfektionsbereiche oder an Orten mit einem hohen Desinfektionsaufwand stellt der Roboter eine gute Ergänzung dar.“ ICA-Geschäftsführer Stefan Walko betont: „Ich freue mich, dass der Hero21 so gut und effizient in den Krankenhausalltag eingebettet werden konnte. Diese sehr gute interdisziplinäre Kooperation zwischen Industrie, Wissenschaft und klinischer Praxis ist ein Musterbeispiel für innovative Lösungen aus dem Ruhrgebiet.“
Die Messlatte im Labor war von der Ruhr-Universität bewusst hochgelegt worden. Angesetzt wurde der Roboter auf Sporen von Bacillus subtilis, einem typischen Testbakterium, und erzielte dort eine Reduktion von 99,9 Prozent. Prof. Peter Awakowicz, Inhaber des Lehrstuhls: „Diese Endosporen gehören zu den resistentesten und am schwierigsten zu inaktivierenden Mikroben überhaupt. Wer sie knackt, ist in der Lage, alle vegetativen Bakterien und auch Viren signifikant zu reduzieren oder gar komplett zu inaktivieren.“ Insofern sind die Reduktionsleistungen des Hero 21 auch für die Bekämpfung von Covid-19 ein starker Beleg.
Prof. Stephanie Pfänder von der Abteilung für Molekulare und Virologische Medizin der Ruhr-Universität und Spezialistin auf dem Gebiet der Coronavirus-Forschung, bestätigt: „Wir haben die UV-C Bestrahlung gegen ein jährlich zirkulierendes, endemisches Coronavirus getestet und konnten eine starke Reduktion der Viruslast auf Oberflächenfeststellen. Wir gehen davon aus, dass diese Ergebnisse auch auf SARS-CoV-2 übertragbar sind.“
Die wissenschaftlichen Ergebnisse zur Wirkung des Desinfektionsroboters werden in Kürze veröffentlicht.
Das St. Josef Hospital wird den Roboter nun weiter einsetzen. ICA wiederum sieht den erfolgreichen Testbetrieb in Bochum als Ausgangspunkt für eine bundesweite und internationale Vermarktungsoffensive.