So sehr die Corona-Pandemie uns in Atem hält, so wichtig ist es, auch andere ernste Krankheiten nicht aus den Augen zu verlieren. Dazu gehören akute Brustbeschwerden. Aufgrund der Verunsicherung rund um Corona zögern Patienten oft zu lange, bevor sie einen Arzt aufsuchen. „Bleibt ein Herzinfarkt unerkannt, besteht Lebensgefahr“, sagt Prof. Andreas Mügge, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie im St. Josef-Hospital Bochum (Katholisches Klinikum). „Kommt der Patient erst mehrere Tage später, kann der Schaden am Herzen oft nicht mehr repariert werden.“ So wie vor kurzem im St. JosefHospital. In dem konkreten Fall entstand durch die Verzögerung ein irreversibler Schaden am Herzmuskel, der bei rechtzeitiger Behandlung vermeidbar gewesen wäre. Bei einem 58-jährigen Patienten begann es mit Schmerzen im Nacken und im Rücken,verbunden mit ausgeprägtem Schwächegefühl. Wegen der Corona-Pandemie befürchtete er, sich beim Arzt mit dem Virus anzustecken. Als die Beschwerden nach einer Woche immer stärker wurden, stellte er sich schließlich in der Notfallaufnahme im St. Josef-Hospital vor. Bereits nach wenigen Minuten brachte ein EKG das bittere Ergebnis: Herzinfarkt. Es zeigte sich, dass dieser Infarkt bereits vor mehreren Tagen eingetreten war. Die noch am Aufnahmetag durchgeführte Herzkatheter-Untersuchung ergab den Verschluss eines Blutgefäßes, mit einer nicht mehr reparierbaren Schädigung des Herzmuskels.
„Wir wissen seit vielen Jahren, dass bei einem akuten Herzinfarkt rasches Handeln erforderlich ist, um möglichst zeitnah ein verschlossenes Herzkranzgefäß wiederzueröffnen“, sagt der Geschäftsführende Oberarzt der Kardiologie, Priv.-Doz. Dr. Michael Gotzmann. „Verzögert sich dies, droht nach wenigen Stunden ein dauerhafter Schaden am Herzen, so wie er bei diesem Patienten nun leider zu erwarten ist.“ Im schlimmsten Fall – und das betrifft etwa 50.000 Menschen in Deutschland pro Jahr – kann man an einem akuten Herzinfarkt versterben. Dr. Gotzmann: In diesem Punkt hatte der Patient sogar großes Glück, auch wenn er in Zukunft durch den unbehandelten Herzinfarkt vermutlich an einer Herzschwäche leiden wird. Unser eindringlicher Appell an alle Patienten ist daher, sich auch in Corona-Zeiten bei unklaren und neuen Brustbeschwerden möglichst rasch im Krankenhaus vorzustellen. Das kann lebensrettend sein.“ Dies betrifft nicht nur Herzbeschwerden. „Unabhängig von Corona sind wir jederzeit darauf vorbereitet, Patienten mit akuten Erkrankungen zügig und effizient zu behandeln“, sagt Prof. Christoph Hanefeld, Medizinischer Geschäftsführer im Katholischen Klinikum Bochum (KKB). „Mit vielen Hygiene-Maßnahmen wird das Ansteckungs-Risiko für Corona in der Klinik sehr niedrig gehalten. Wir bleiben auf jeden Fall wachsam.“